Er hat es geschafft! Noch vor fünf Jahren war für Jérémy Desplanches im Halbfinal Endstation mit einer Zeit über 2 Minuten. Jetzt steht er mitten in der Weltelite. Erst zehnmal hat es seit 1948 eine Schweizer Vertretung in einem Olympischen Schwimmfinal gegeben. (siehe Tabelle unten)

Es war ein hartes Stück Arbeit, dieser Halbfinal von Jérémy Desplanches. Seine Zeit von 1:57.38 war etwas langsamer als der Vorlauf und sicherte den fünften Platz aller Halbfinalisten. Im Interview nach dem Rennen sagt er: «Das war hart, aber ich bin durch. Mein erster Olympiafinal, ich bin zufrieden.» Viele seiner Kontrahenten sind auf der Strecke geblieben. Mitch Larkin (AUS), Europameister Hugo Gonzalez (ESP) oder der Olympiasieger von 2016 Chase Kalisz (USA) gingen im harten Konkurrenzkampf unter. Auch nach diesen Ausfällen präsentiert sich der Final als eine Ansammlung von Stars, bei der jeder Einzelne gewinnen oder verlieren kann. Es ist eine absolut offene Ausgangslage. Desplanches kämpft mit der Unterstützung der ganzen Schweiz um die Medaillen!

Noè Ponti zieht in den Vorläufen am Nachmittag als Fünfter souverän in die Halbfinals mit 51.24 über 100 Delfin ein. Nur Ponti, Caleeb Dressel und Jakub Majerski schwammen den zweiten Fünfziger unter 27 Sekunden. Falls es Ponti gelingt, im Halbfinal nach 50 Metern knapp hinter den Führenden zu liegen, hat er intakte Chancen auf den Finaleinzug.

Es ist Olympia mit vielen Emotionen, es ist Tag 6, es sind Halbfinals am Morgen, man hat schon viele Rennen in den Knochen. Diese Strapazen merkte man einigen Athleten heute Morgen an. Auch Roman Mityukov und Lisa Mamié konnten sich gegenüber ihren EM-Resultaten nicht mehr steigern.

Mit 1:57.07 schwamm Mityukov über 200 Rücken seine drittschnellste Zeit, rund 7 Zehntelsekunden über seinem Rekord. Auch heute kämpfte er bis zum Schluss nach vorne, schliesslich fehlten dem Genfer knapp 4 Zehntelsekunden für den Finaleinzug. Hätte man Roman vor einem Jahr einen 13. Rang an Olympischen Spielen angeboten, hätte er wohl sofort unterschrieben. Es ist aber eine Stärke des jungen Schweizer Teams, dass sie immer nach dem Maximum streben. Die Ausbeute des jungen Genfers dieser Olympischen Spiele ist bärenstark: 4 Rennen, 1 Final mit der Staffel, 2 Halbfinals im Einzel, 2 Staffelrekorde. Morgen wird Mityukov 21 Jahre alt, die Zukunft hat bereits begonnen.

Lisa Mamié konnte in ihrem Halbfinal über 200 Brust nicht ihre Bestleistung abrufen. Nach einem ansprechenden Vorlauf mit ihrer drittbesten Zeit, fiel sie im Halbfinal aus dem Tritt und wurde mit 2:25.11 Vierzehnte. Sie selbst hatte nach ihren Topleistungen an der EM sicher mehr erwartet. Sie sagte im Interview nach dem Rennen, dass sie zu nervös gewesen sei und es ihr nicht gelungen sei, die Olympischen Spiele als «einen Wettkampf wie jeden anderen» zu betrachten und gelassen zu bleiben. Sie ist mit ihren zwei Halbfinalqualifikationen an ihren ersten Spielen aber zufrieden. Zwei Top 16-Platzierungen an Olympischen Spielen sind bisher nur sehr wenigen Schweizerinnen gelungen: Seit 1948 gelang dies nur Erika Rüegg (100 und 200 Brust, 1948), Margrit Thomet (100 und 200 Delfin , 1972), Nicole Schrepfer (400 und 800 Freistil, 1980) und Flavia Rigamonti (400 und 800 Freistil, 2008).

Julia Hassler zeigte einen überragenden 800 Freistil Vorlauf. Die Liechtensteinerin schwimmt mit 8:26.99 erstmals unter 8:30 und wird ausgezeichnete Fünfzehnte. Sie zeigte mit drei Landesrekorden bei 3 Starts eine Superwettkampf.

Das morgige Programm, Angaben in Schweizer Zeit:

• 3:30 Uhr: Halbfinale 100 Delfin mit Noè Ponti
• 4:16 Uhr: Finale über 200 Lagen mit Jérémy Desplanches

Schwimmen: Alle Schweizer Finalisten seit 1948

Alle Fotos: magicpbk