Die Experten sind sich einig: Die 200 Lagen der Männer sind wohl das offenste Rennen dieser Spiele. Jeder kann gewinnen, jeder kann verlieren. Jérémy Desplanches war vor dem Halbfinal so nervös, dass er die Bestzeiten seiner Konkurrenten checkte mitten in der Nacht. Das muss er nun nicht mehr, er hat nichts mehr zu verlieren.
Wir Zuschauer freuen uns, darum prüfen wir die Statistiken. Werfen wir einen Blick auf die Startliste des Finallaufs, die sich liest wie eine MVS (Most Valuable Swimmer)-Liste der letzten Jahre.
Bahn 1: Lewis Clareburt (New Zealand, 4. Juli 1999) ist der erste männliche Medaillengewinner an einer WM. 2019 holte er Bronze an der WM über 400 Lagen. In Tokyo wurde er Siebter über 400 Lagen, nachdem er im Vorlauf zweiter war. Schwamm Bestzeit im Halbfinale in Tokyo.
Bestzeit: 1:57.27 (2021, New Zealand Record), Halbfinalzeit: 1:57.55
Bahn 2: Jérémy Desplanches (Switzerland, 7. August 1994) ist amtierender Vize-Weltmeister in dieser Disziplin, ebenso Vize-Europameister und Europameister von 2018. Der männliche GOAT des Schweizer Schwimmsports.
Bestzeit: 1:56.56 (WC 2019, Swiss Record), Halbfinalzeit: 1:57.38
Bahn 3: Daiya Seto (Japan, 24. Mai 1994) ist amtierender Weltmeister in dieser Disziplin und war scheinbar in einer eigenen Liga unterwegs, bevor die Pandemie und private Angelegenheiten seine Entwicklung bremsten. Gewann in Rio 2016 Brinze über 400 Lagen. In Tokyo tat er sich bisher schwer, erreicht über 200 Lagen sein erstes Final in Tokyo
Bestzeit: 1:55.55 (Januar 2020), Halbfinalzeit: 1:56.86
Bahn 4: Shun Wang (China, 11. Februar 1994) ist Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 2016. Es sind seine dritten Olympischen Spiele.
Bestzeit: 1:56.16 (2017, Chinese Record), Halbfinalzeit: 1:56.22 (Semifinals OG Tokyo 2021)
Bahn 5: Duncan Scott (Grossbritannien, 6. Mai 1997) wurde an diesen Olympischen Spielen schon Zweiter über 200 Freistil und Olympiasieger mit der 4x200 Freistilstaffel. Er war bisher vor allem ein Freistilspezialist. An Welt- oder Europameisterschaften konnte er bisher in dieser Disziplin noch nie eine Medaille gewinnen.
Bestzeit: 1:55.90 (April 2021, Britischer Rekord), Halbfinalzeit 1:56.56
Bahn 6: Michael Andrew (USA, 15. April 1999) ist seit langem als Profischwimmer bekannt, hatte aber seinen Durchbruch an den US-Trials vor ein paar Wochen mit seiner Weltjahresbestzeit. Er ist bekannt für seine schnellen ersten 150 Meter, bevor er dann auf Freistil regelmässig einbricht. Gewann in dieser Disziplin noch nie eine Medaille an internationalen Meisterschaften.
Bestzeit: 1:55.26, Halbfinalzeit: 1:57.08
Bahn 7: Kosuke Hagino (Japan, 15.8.1994) bestreitet seine dritten Olympischen Spiele. Er gewann Gold über 400 Lagen und Silber über 200 Lagen in Rio 2016. Sucht seit ein paar Jahren seine Form. Kommt aber mit seinem Halbfinal rechtzeitig wieder in Form.
Bestzeit: 1:55.07 (2016, Asienrekord), Halbfinalzeit: 1:57.47
Bahn 8: Laszlo Cseh (Ungarn, 3.12.1985) ist schlicht und einfach eine europäische Ikone im Schwimmsport. Es ist ein unglaublicher Erfolg, dass er an seinen fünften Olympischen Spielen noch einmal in den Final kommt. Seine Erfolge sind viel zu zahlreich, um sie hier aufzuzählen. Er wurde 2004 und 2008 bekannt als «The Best behind the Alien», weil er zur gleichen Zeit und in den gleichen Disziplinen wie Michael Phelps unterwegs war.
Bestzeit: 1:55.18 (2009, Europarekord), Halbfinalzeit: 1:57.64
Einige Zufallsbemerkungen:
- Das Durchschnittsalter im Final ist mit 26,5 Jahren eher hoch.
- Hagino, Seto, Wang und Desplanches besitzen alle Jahrgang 94.
- Grosse Erfahrung vorhanden
- Europarekordhalter und Asienrekordhalter im Feld
- Olympiarookies: Lewis Clareburt, Michael Andrew
- Zweite Olympische Spiele: Duncan Scott, Dayia Seto, Jérémy Desplanches
- Dritte Olympische Spiele: Kosuke Hagino, Shun Wang
- Fünfte Olympischen Spiele: Laszlo Cseh
Viel Glück im Olympiafinal all diesen Superstars!