Jérémy Desplanches, Tokyo 2020

Facts: Seit 2014 trainiert und lebt Jérémy Desplanches in Nizza und durfte unter seinem Trainer Fabrice Pellerin eine steile Entwicklung vom nationalen Topschwimmer hin zum Weltklasseathleten vollziehen. Im Schwimmteam lernte er auch seine Verlobte Charlotte Bonnet kennen. Gemeinsam zieht es das Paar nun weiter nach Martigues (bei Marseille). Dort erhofft sich der Genfer in der Trainingsgruppe von Philippe Lucas neue Impulse und will sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vorbereiten. Philippe Lucas erreichte Bekanntheit als Trainer der französischen Olympiasiegerin Laure Manaudou.

Kommentar: Die Geschichte der Medaille über 200 Lagen von Jérémy Desplanches ist das geglückte Resultat von konsequenter und zielgerichteter Arbeit. Es ist aussergewöhnlich, dass ein Athlet sein grosses sportliches Ziel öffentlich deklariert und dieses dann auch erreicht. Die Ansammlung von grossen Schwimmernamen im Olympiafinal über 200 Lagen zeigte eindrücklich, wie gross die Konkurrenz war. Hundertstelsekunden haben darüber entschieden, wer auf dem Podest steht. Man hatte den Eindruck, dass Jérémy die Zitrone komplett ausgepresst hat, um diesen Erfolg zu erreichen. Ein Weg ist maximal erfolgreich zu Ende gegangen.

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris finden in seiner Wahlheimat Frankreich statt, wo Desplanches 2014 als «Petit Suisse» begann und nun bewundert wird für seine Erfolge. In Tokyo hat eine neue Generation von talentierten Schwimmern bereits Ambitionen angemeldet und die Anforderungen werden bis 2024 noch einmal steigen. Nun bleiben Desplanches knapp drei Jahre Zeit, um sich gegen noch grössere Konkurrenz durchzusetzen. Der neue Mentor von Desplanches, Philippe Lucas, trainierte in den vergangenen Jahren hauptsächlich erfolgreiche Open Water-Schwimmer. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die anderen Methoden auf Desplanches’ Leistungen auswirken.

Facts: Noch turbulenter ging es zu und her bei Noè Ponti. Er hatte sich bereits vor Olympia für eine College-Karriere an der University of North Carolina entschieden. Mit diesem Entscheid hatte er sich schwergetan, wusste er doch, wie gut ihm das Training im Leistungszentrum Tenero um das Team von Massimo Meloni tat. Dann kam die grossartige Bronzemedaille über 100 Delfin und veränderte gemäss eigenen Aussagen das Leben von Ponti komplett. Wenige Wochen mit grossem medialem Rummel und wenig Erholung folgten auf die Spiele, bevor Ponti das Abenteuer USA in Angriff nahm. Dort wurde ihm alles zu viel. Er hatte keine Zeit seinen Erfolg zu verdauen und wollte nicht noch einen radikalen Wechsel hinzufügen. Er entschied sich zurück nach Tenero zu reisen, und seine sportliche Zukunft weiter in seiner Heimat, mit seinem Trainerteam und seiner Familie zu gestalten.

Kommentar: Wie Desplanches gewann auch Ponti Olympiabronze, erst die dritte in der ganzen Schweizer Schwimmgeschichte. Die Geschichte dahinter unterscheidet sich aber von derjenigen des Genfer Ausnahmekönners. Auch wenn man um Pontis Stärke wusste und er aufgrund seiner Zeiten durchaus zum Kreis der Medaillenkandidaten zählte, konnte man mangels seiner Erfahrung auf internationalem Niveau unmöglich mit Edelmetall rechnen. Der Erfolg kam schneller als erwartet, zwischen seinem Junioren-EM Titel 2019 und der Olympiabronze gab es keinen Zwischenschritt, ausser den drei EM-Finals im Vorfeld der Spiele. Während bei Desplanches mit der Medaille in Tokyo ein Weg erfolgreich abgeschlossen wurde, hat Pontis Karriere eben erst begonnen. Ponti möchte vorerst diesen Erfolgsweg weiter beschreiten. Trainer Massimo Meloni hat bereits erste Ziele deklariert und nannte Pontis Potential für zwei Medaillen an den kommenden Spielen.

Noè Ponti, Tokyo 2020