Gerne schauen wir auf die Europameisterschaft vom 11. bis 17. August zurück und ziehen Bilanz.
Die Erwartungen vor dem Saisonhöhepunkt im Foro Italico in Rom waren hoch. Ein starkes Team mit Potenzial für eine Vielzahl von Medaillen war in die italienische Hauptstadt gereist. Auch wenn es vor Beginn der Wettkämpfe einige Fragezeichen gab, durfte man sich dennoch Chancen auf Edelmetall ausrechnen.
Doch leider verlief der Start in die Meisterschaft ganz nicht nach den Erwartungen. So schrammten die 4x 200m Freistil-Staffel der Herren und Roman Mityukov über 200m Rücken als Vierte undenkbar knapp an den Medaillenrängen vorbei. Dies schmerzte nicht nur die Athleten selbst, auch die Fans hätten sich mit diesen über einen Podestplatz gefreut.
«Dass man sich so extrem geärgert hat, das spricht für die Niveau-Steigerung, welche die ganze Mannschaft hingelegt hat. Es wäre wirklich mehr möglich gewesen. Aber der Ärger stachelt eben auch an», so Leistungssportchef Markus Buck. Und aus diesem Ärger hat man tatsächlich auch Energie und Motivation gezogen. Am Sonntag brach Noè Ponti schliesslich den Bann und holte sich über 100m Schmetterling absolut überzeugend den Vize-Europameistertitel. Wenn man seine Vorbereitungsphase betrachtet, ausgebremst durch seine Covid-Infektion nach der Weltmeisterschaft, erstaunt es, wie stark er in Rom auftrat. Ohne eine ideale Vorbereitung, am Ende einer sehr intensiven Saison eine solche Leistung abzurufen, lässt erahnen, was für den 21-jährigen Tessiner in Zukunft möglich sein könnte.
Bereits am nächsten Tag folgten die nächsten Höhepunkte für das Schweizer Team. Zuerst schwamm Antonio Djakovic zu Silber über 200m Freistil, nur geschlagen vom aktuellen Überflieger David Popovici. Nicht einmal 10 Minuten später schwamm Lisa Mamié über die 200m Brust zu Gold.
Zum Abschluss zeigte dann erneut Antonio Djakovic, was in ihm steckt und schwamm überragende 400m Freistil. Er pulverisierte seinen eigenen Schweizerrekord und holte sich seinen zweiten Vize-Europameistertitel. Noch nie gab es vier Medaillen und auch konnte sich noch nie ein Schweizer Schwimmer an einer EM mit zwei Medaillen auszeichnen. Dies und die weiteren tollen Resultate knapp hinter dem Podium sorgten für die erfolgreichste Europameisterschaft aller Zeiten für die Schweiz. Unsere Schwimmer:innen liessen sich von der unglaublichen Atmosphäre im Foro Italico mitreissen und zeigt, zu was sie fähig sind und dass auch in Zukunft mit ihnen zu rechnen ist, wenn es um die Verteilung von internationalem Edelmetall geht.
Tatsächlich fehlte in Rom nur wenig zu weiteren Podestplätzen. So klassierten sich am letzten Abend erneut Roman Mityukov, diesmal über 100m Rücken, und Jérémy Desplanches über 200m Lagen auf dem 4. Rang. Des Weiteren waren auch Noè Ponti über 200m Schmetterling und Maria Ugolkova über 200m Lagen mit den Platzierungen 5 und 6 sehr nahe an den Medaillen. Im Medaillenspiegel schaffte man es auf Rang 9.
Mit den vier Medaillen, den vier vierten Plätzen, zwölf Finalplätzen und unzähligen Halbfinalqualifikationen - daneben wurden auch fünfmal Schweizerrekorde gebrochen - etablierte man sich nun endgültig in der Spitze des internationalen Schwimmsports. Und auch die jungen Athlet:innen, bei denen das Sammeln von Erfahrungen an erster Stelle standen, konnten überzeugen und sich mehrmals über persönliche Bestzeiten freuen. Es ist ein Team zusammengewachsen aus arrivierten Athlet:innen, die nicht nur wegen ihren guten Resultaten sondern auch für den Teamzusammenhalt von hohem Wert sind, aus jungen sehr talentierten Schwimmern, die bereits in der Weltspitze angekommen sind und den jüngsten Talenten mit nur wenig internationaler Erfahrung. Sie alle profitieren vom Teamspirit, der Leistungsorientierung und dem neu gewonnenen Selbstverständnis, dass ein:e Sportler:in aus der kleinen Schweiz um internationale Medaillen mitschwimmen kann.
Nach dieser langen, intensiven Saison mit einer hohen Anzahl an Wettkämpfen liegt die erste Priorität nun in der Erholung und Regeneration. Diese Saison hatte bei vielen nicht nur physisch Spuren hinterlassen, sondern auch verständlicherweise zu einer mentalen Müdigkeit geführt.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Athlet:innen für ihren Einsatz und die Leidenschaft, mit der sie unseren Sport ausführen und ihn durch ihre Leistungen und Persönlichkeiten ins Spot-Light stellen. Ein grosser Dank gilt aber auch den Trainern und dem gesamten Staff, die Tag für Tag dafür sorgen den Athlet:innen die bestmöglichen Grundlagen zu schaffen, damit diese ihr volles Potential ausschöpfen und zu solche Leistungen erbringen können. Auch möchten wir uns bei unseren Partnern, wie der Schweizer Sporthilfe, der Abteilung Spitzensport der Schweizer Armee, Swisslos, Loterie Romande oder auch Chris Sports AG und Arena bedanken, die den Verband und die Athlet:innen unterstützen. Und natürlich bei Jimmy für seine grossartige Arbeit als Maskottchen!