Das Schweizer Team von Swiss Aquatics Diving, angeführt von Chef Leistungssport Peter Gildemeister, begab sich mit den Wasserspringer:innen Michelle Heimberg, Madeline Coquoz, Guillaume Dutoit, Jonathan Suckow und Thibaud Bucher sowie dem Betreuerteam bestehend aus Beatrix Rois-Szakadati, Christiane Favia, Pavlo Rozenberg und dem Physiotherapeuten Thomas Plakolb (Balgrist Klinik) nach Japan. Nachdem die European Games in Rzeszów, Polen, für Swiss Aquatics sehr erfolgreich verlaufen waren, bereitete sich das Team gemeinsam in Zürich auf die bevorstehende Meisterschaft in Fukuoka, Japan, vor. Die Weltmeisterschaften boten die Möglichkeit, sich in den olympischen Disziplinen einen Quotenplatz für Paris 2024 zu sichern. Dazu galt es sich bis in die Finals in den Olympischen Einzel-Disziplinen vorzuarbeiten. Im Synchronspringen von 3m und 1m erhalten jeweils die ersten drei Platzierten einen Quotenplatz. Infolgedessen musste man sich auf starke Konkurrenz, hohe Leistungen und lange Wettbewerbe mit einer grossen Teilnehmerzahl einstellen. Die Reise nach Japan verlief reibungslos und ohne größere Probleme. Bei der Ankunft wurde das Team von Swiss Aquatics jedoch von starkem Regen empfangen, der mehrere Tage lang anhielt. Hohe Temperaturen mit über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 80% stellten für alle eine besondere Herausforderung dar. Die zur Verfügung gestellte Trainingszeit ab dem 9. Juli wurde von den jeweiligen Ländern in den zugewiesenen Gruppen genutzt, um sich mit der Wettkampfanlage und den Bedingungen vertraut zu machen. Es gab Änderungen in der üblichen Reihenfolge der Wettbewerbe im Vergleich zu früheren Weltmeisterschaften. Bevor der erste Wettkampf der Damen im Kunstspringen vom 1m-Brett begann, waren die Weltmeisterschaften für Madeline Coquoz leider bereits vorzeitig beendet. Sie erlitt eine Verletzung in Form eines Kapselrisses im linken Schultergelenk, den sie sich beim Training durch das Aus- und Einkugeln der Schulter zuzog. Aufgrund dieser Verletzung konnte sie nicht an den Wettkämpfen teilnehmen und musste vorzeitig in die Schweiz zurückkehren, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Aufgrund dieser Verletzung fand auch das Mixed Synchronspringen ohne Beteiligung der Schweizer statt, das Madeline zusammen mit Thibaud hätte absolvieren wollen. Guillaume Dutoit verzichtete auf seinen Start im Kunstspringen der Herren vom 1m-Brett, weshalb Thibaud Bucher an seiner Stelle eingesetzt wurde. Es war klar, dass eine vordere Platzierung und die Teilnahme am Finale für Thibaud unerreichbar sein würden, aber der Einsatz ermöglichte ihm wertvolle Erfahrungen bei einer Weltmeisterschaft zu sammeln.
Die Wettkämpfe begannen mit dem Vorkampf im Kunstspringen der Damen vom 1m-Brett. Michelle Heimberg erzielte 251.90 Punkte und erreichte den 4. Platz im Feld der 44 Starterinnen und qualifizierte sich für das Finale. Im spannenden Finale, welches einen Tag später stattfand, zeigte Michelle erneut ihre Sprünge von hoher Qualität und konnte sich gegen die starke Konkurrenz wehren, um einen beeindruckenden achten Platz zu erreichen. Mit der zweitbesten Leistung einer Europäerin unterstrich sie ihre führende Rolle in Europa in dieser Disziplin. Am gleichen Tag des Vorkampfes der Damen von 1m fand der Vorkampf im Kunstspringen der Herren vom 1m-Brett statt, bei dem die Schweiz von Jonathan Suckow und Thibaud Bucher vertreten wurde. Jonathan qualifizierte sich mühelos für das Finale mit 369.00 Punkten und dem 6. Platz dank seiner eleganten und präzis ausgeführten Sprünge. Für Thibaud war es aufgrund der einfachen Sprungserie im Vergleich zu den Top-Springern nicht möglich, sich für die nächste Runde zu qualifizieren. Mit dem 58. Platz und 231.75 Punkten beendete er seinen ersten Einsatz bei einer Weltmeisterschaft. Zwei Tage später erst fand Jonathans 1m-Finale statt. Zuvor musste Jonathan zusammen mit Guillaume das 3m Synchronspringen der Herren mit Vorkampf und Finale ausgetragen. Der Vorkampf im 3m Synchronwettbewerb war von Nervosität und kleinen Unsicherheiten des Schweizer Synchronteams geprägt. Zusätzlich belastete das Wissen über Guillaumes Rückenproblem die Situation. Trotz dieser Herausforderungen im Vorkampf und mit ein wenig Glück der Tüchtigen auf ihrer Seite konnten sie sich mit 342.69 Punkten den 12. Final-Platz sichern. Im Finale zeigten beide ihre Klasse und verbesserten ihre Leistung im Vergleich zum Vorkampf gleich um 30 Punkte. Am Ende belegten sie den 8. Platz und holten sich damit einen Diplomrang mit einer Gesamtpunktzahl von 372.33 Punkten. Die Erwartungen sowohl der Athleten als auch der Trainer, Christiane Favia und Pavlo Rozenberg, waren nach dem herausragenden Ergebnis bei den letzten Weltmeisterschaften 2022 in Budapest mit dem 4. Platz sehr ambitioniert und optimistisch. Jedoch wurde nach dem Finale deutlich, dass eine strukturiertere und planmässige Zusammenarbeit als Grundlage für einen Erfolg benötigt wird, um eine Spitzenplatzierung und die Qualifikation für die Olympischen Spiele in der Disziplin des 3m Synchronspringens der Herren vorzubereiten. Das Potenzial und die Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, ist vorhanden, muss aber im Trainingsprozess effektiv und in einer gemeinsamen Planung umgesetzt werden.
Am darauffolgenden Tag fand das Finale im 1m-Wettbewerb der Herren mit Jonathan statt. Sein glanzvoller Auftritt in den ersten drei Runden weckte Hoffnungen auf eine Top-Platzierung. Doch dann kam der zweieinhalbfache Auerbachsalto gehockt, der alle Träume platzen liess. Der Sprung war missglückt, und er erhielt lediglich 37.50 Punkte dafür. Somit waren seine Chancen sich weiter vorn im Klassement der weltbesten Wasserspringer zu platzieren gesunken, sich im vorderen Feld zu platzieren. Trotz dieser Enttäuschung gab Jonathan nicht auf und zeigte in den letzten beiden Runden seine technisch sauberen und eleganten Sprünge von hoher Qualität. Er beendet seinen ersten Finalwettkampf bei einer Weltmeisterschaft vom 1m-Brett mit 349.40 Punkten und dem 12. Platz in diesem Wettbewerb. Im nachfolgenden Wettkampf im Kunstspringen der Damen vom 3m-Brett hatte Michelle Heimberg das Ziel, ihre herausragenden Leistungen, die sie das ganze Jahr über erbracht hatte, zu bestätigen. Die vorbereitenden und abschliessenden Trainingseinheiten liessen den Optimismus aufkommen, ein entsprechend gutes Ergebnis zu erzielen. Allerdings liess sich die sonst stabile und kämpferische Michelle von der Nervosität und Unsicherheit ihrer Konkurrentinnen beeinflussen und zeigte bereits beim zweiten Sprung in ihrer Serie technische Fehler in der Endphase des Sprungs. Auch die beiden folgenden Sprünge entsprachen nicht ihrer gewohnten Qualität und sie rutschte weit zurück im Klassement. Selbst ihr Paradesprung am Ende der Serie mit seiner hohen Punktzahl reichte nicht aus, um sich auf den rettenden 18. Platz zu platzieren und eine Runde weiterzukommen. Mit knapp 5 Punkten Rückstand auf den 18. Platz war der Wettkampf für Michelle vorzeitig beendet und sie belegte mit 271.85 Punkten den 22. Rang.
Besonders erwähnenswert sind die Leistungen in den nicht-olympischen Disziplinen im Kunstspringen der Damen vom 1m Brett, wo Michelle Heimberg den 8. Platz erreichte, sowie im Kunstspringen der Herren vom 1m Brett, wo Jonathan Suckow den 12, Platz belegte. Beide Schafften es unter die besten 12 Springerinnen und Springer der Welt und erreichten somit Top-Platzierungen. In den bedeutenden Olympischen Disziplinen, sowohl in den Einzeldisziplinen vom 3m-Brett für Damen und Herren als auch im Synchronspringen der Herren, wurden erfreuliche und hoffnungsvolle Ergebnisse erzielt, die uns unserem grossen Ziel Olympia 2024 zu erreichen näherbringen. Nach einer kämpferischen Leistung im Finale und dem 8. Platz im Synchronspringen haben Jonathan Suckow und Guillaume Dutoit die Weichen in die richtige Richtung gestellt, um im nächsten Jahr in Doha an den Weltmeisterschaften einen der verbleibenden Qualifikationsplätze zu erkämpfen. Ebenso hat Jonathan jetzt berechtigte Chancen auf einen möglichen Quotenplatz für die Spiele in Paris 2024, nachdem er im Kunstspringen vom 3m-Brett den 18. Platz erreicht hat. Eine Wiederholung dieser Leistung in Doha würde ihn in eine aussichtsreiche Position bringen. Motiviert von Jonathans Leistungen wird Guillaume alles daransetzen, seinen eigenen Anschluss zu finden, um in der Einzeldisziplin gemeinsam mit Jonathan bei den Olympischen Spielen anzutreten. Für Michelle besteht die Aufgabe darin, ihre Wettkampfstabilität wiederzuerlangen, um sich in Doha 2024 wie gewohnt kämpferisch und stabil der Konkurrenz zu stellen und einen der verbleibenden Qualifikationsplätze zu erhalten.
Wir gratulieren allen Athlet:innen und Trainer:inne zu ihren Leistungen und bedanken uns für ihren Einsatz für das Wasserspringen in der Schweiz. An dieser Stelle senden wir Madeline Coquoz unsere besten Wünsche für eine rasche Genesung, professionelle Behandlung und Unterstützung, damit sie sich nach ihrer Schulterverletzung wieder erfolgreich in den Trainingsprozess einbringen kann.