Die kleine Schweizer Delegation reiste schon am Sonntag, 14. August von Tenero nach Rom: Man wollte so viel wie möglich im Meer trainieren, um sich bestens an die Bedingungen des Rennens gewöhnen zu können. Doch war von Anfang an klar, dass das Training im Meer nicht möglich sein würde. Die rote Fahne war jeden Tag da, um zu warnen: Man darf nicht ins Wasser.
Der lange Strandstreifen von Ostia ist besonders bei Kite Surfern beliebt. Da hätte man sich im Voraus denken können, dass es schwierig sein würde, gerade hier einen Open Water Wettkampf durchzuführen. Vor allem, weil die Wellen, die am Strand brechen, es fast unmöglich machen, die Zieleinrichtung zu installieren. Schliesslich hatte es die Organisation geschafft. Am 15. August war alles bereit: ein schöner Ponton mit viel Platz für den Start, die Richter und die Trainer für die Verpflegung der Schwimmer. Doch: Alles wurde in der Nacht vom Wind weggerissen und das erinnerte sofort an 2009, wo am selben Ort sich genau dasselbe Drama abgespielt hatte. Leider lernte man nicht viel aus der Geschichte. Genau wie damals wurde aus dieser Situation eine Meisterschaft, die man höflich als Vintage bezeichnen könnte. Einerseits war es nicht schlecht, dass man wie in den alten Zeiten das wahre Freiwasserschwimmen mit Wellen, Orientierung und Taktik spüren konnte. Anderseits schien es bei der Bewältigung der objektiv schwierigen Situation, als wären wir 30 Jahre zurückversetzt worden. Einfach gesagt: mangelnde Kommunikation, ineffiziente Führung, wenig Respekt für die Arbeit der Trainer und der Schwimmer.
Unter diesen Bedingungen ist die Leistung des St. Galler Christian Schreiber sehr positiv zu bewerten. Die lange Wartezeit oder die Ungewissheit über die Durchführung der Wettkämpfe haben ihn nicht zu viel gestört. Ruhig und zuversichtlich ist er an den Start gegangen. Die Startnummer 10 gleich neben den Publikumslieblingen Paltrinieri und Acerenza, das allein könnte schon nervös machen.
Die Wellen und die Schwierigkeiten mit der Orientierung während des Wettkampfes haben Christian mehr gestört. Und vor allem hat der junge Betlehem aus Ungarn mit einem Raketenstart die Pläne völlig durcheinander gebracht: die Topathleten mussten, anstatt das Rennen wie üblich auf den ersten 5 km zu kontrollieren, sich auf dessen Verfolgung begeben und schon nach der ersten Runde schnell das Tempo wechseln. Christian konnte die Verfolgung nicht mitgehen. Es war zu schnell für ihn.
Die Verpflegung erfolgte von einem Boot aus und wie beim Wettkampf über 25 km, stellte dies die Trainer vor eine harte Aufgabe. Mehrere wurden seekrank und dies machte den Aufenthalt auf dem Boot nicht gerade angenehm. Deshalb kamen die Nachrichten vom Trainer Gabriel Schneider zu Elena Nembrini und Markus Buck am Strand nur kurz und bündig «in der vorderen Gruppe – 20 - hart - streng». Die Liveübertragung war auch nicht sehr hilfreich, um die Positionen der Schwimmer zu erkennen und bräuchte, trotz Einsatz von Drohnen, eine Auffrischung.
Nach 5 km konnten die beiden am Strand live erleben, wie mehrere Schwimmer aufgeben mussten: zu hohe Wellen, zu warmes Wasser. Christian blieb glücklicherweise im Rennen. Auch wenn er eine lange Zeit mit Übelkeit zu kämpfen hatte, reichte die Kraft noch aus um sich auf den letzten Metern den Rang 18 zu sichern. Ziel erreicht!
«Ich fühlte mich gut, aber ich bin mir sicher, dass ich im Kampf gegen die Wellen 11 km gemacht habe. Ich bin zufrieden: mein Ziel war die Top 20. Der Abstand zu den ersten scheint gross zu sein, aber im Meer und bei solchen Bedingungen verliert man sehr schnell einige Minuten. Jetzt ab in die Ferien! Allein zu trainieren war mühsam und die Saison war lang und anstrengend."
Für die Schweizer Freiwasserschwimmer:innen ist diese Saison jedoch noch nicht fertig. Am 10./11. September findet in Genf die Schweizermeisterschaft statt.