Die Olympischen Spiele in Paris waren nicht nur für die Athlet:innen und Trainer ein tolles Ereignis, auch für die Offiziellen war es der wichtigste Wettkampf dieses Olympiazyklus. Entsprechend eindrucksvoll waren auch die Erlebnisse für unsere Offiziellen vor Ort. Swiss Aquatics war in den Sportarten Schwimmen und Wasserball im Einsatz. Daniel Laube war als Richter bei den Schwimmwettkämpfen in der La Défense Arena dabei, Renata Coda durfte beim Marathonschwimmen in der Seine als Richterin walten. Im Wasserball war Massimo Castrilli als Schiedsrichterassistenz im Einsatz, Jacques Racine wurde eine ganz spezielle Ehre zu Teil: Er durfte mit den drei Stockschlägen eine Wasserballpartie eröffnen. Hier berichten die vier von ihren Erfahrungen.
Renata Coda
Diesen Sommer hatte ich die Ehre als Schweizer Richterin, Europa beim Marathonschwimmen (10km) an den Olympischen Spielen in Paris zu vertreten. Die Wettkämpfe fanden in der «Seine» in einer atemberaubenden Umgebung, mit dem Eiffelturm im Hintergrund, statt.
Bei den 10km der Frauen war ich zusammen mit dem Vertreter von Ozeanien im Wasser als Schiedsrichter 2 im Einsatz. Bei den 10km der Herren hingegen, blieb ich an Land und war unter anderem als «finish judge», zusammen mit dem Präsidenten des TOWSC von European Aquatics und einer französischen Richterin, im Einsatz.
Diese Wettkämpfe waren eine wahrhafte «Mutprobe» und ich kann bezeugen, dass die Schwimmer:innen und auch wir Richter:innen sehr stolz waren, an diesem epischen und historischen Ereignis teilgenommen zu haben.
Daniel Laube
Ich war an allen 9 Tagen und 17 Session im Einsatz:
- Inspector Lane 5 – Start
- Stroke Judge - Opp Ref
- Call Room
- Stroke Judge - Ref Side
- Chief Inspector – Start
- Inspector Lane 4 – Start
- Inspector Lane 6 – Turn
- Warm-up Supervisor & Reporting runner control room
- Inspector Lane 4 – Turn
Am meisten hat mich die fantastische Stimmung im Stadion beeindruckt, welche wir an allen 17 Sessions erleben durften. In der Vorbereitung haben wir uns gesagt, dass es am Schluss ein normaler Schwimmwettkampf sei. Das stimmte auch für die Abläufe am Pool. Doch was dieses Erlebnis sehr speziell machte, war, immer in das ausverkaufte Stadion einzulaufen, die ohrenbetäubende Anfeuerungen für die Athletinnen und Athleten zu erleben und rund um das Stadion Fernsehteams zu sehen. Ein Teil dieser grossen Veranstaltung zu sein und den Wettkampf so nahe zu erleben, war einfach fantastisch.
Auch rund um die Sessions war es toll, die Spiele zu erleben. Wenn ich aus dem Hotel meine 10 Minuten Fussweg ins Stadium ging, genoss ich die tausenden Zuschauer, welche in einer bis zu einem Kilometer langen Schlange auf den Einlass warteten. Diese Volksmassen machen die Olympischen Spiele dann einen Schwimmwettkampf doch zu dem wichtigsten Rennen eines Athleten und auch eines Richters. Es war einfach eine fantastisch, unvergessliches Zeit und für mich eine wahnsinnige Ehre dabei zu sein.
Massimo Castrilli
Die Olympischen Spiele in Paris 2024 waren grossartig. Eine unglaubliche Atmosphäre in vollen Stadien, ein Zusammenhalt und eine Sympathie zwischen den Völkern, die nur der Sport hervorbringen kann.
Für mich war es ein Traum, als Schiedsrichter-Assistent an den Olympischen Spielen von innen heraus teilzunehmen. Ich wurde von der Organisation von Paris 2024 neben dem olympischen Dorf untergebracht und von den Fahrzeugen der Organisation über die für die Spiele reservierten olympischen Strassen transportiert. Meine verschiedenen Aufgaben bestanden darin, Torrichter zu sein, über Spielereignisse zu berichten und die Rückkeh nach Strafen zu verwalten. Dieses Ereignis vor 17.000 Zuschauern, hautnah an den Athleten und hinter den Kulissen der Défense Arena erleben zu können, war zuvor unvorstellbar. Einer der Höhepunkte war das Spiel Frankreich-Spanien in einem vollen Schwimmbad, in dem alle Zuschauer die Marseillaise sangen und ihre Mannschaft bis zum Schluss in ihrem letzten Spiel des Wettbewerbs anfeuerten.
Hier finden Sie ein Interview von Massimo Castrilli bei Leman Bleu.
Jacques Racine
Ich habe mich als «Volontaire» gemeldet und hatte das Glück als einer der 45'000 von über 300'000 Interessenten Volontaires für Paris 2024 ausgewählt zu werden. Als Sportart habe ich Waterpolo Events vorgeschlagen und wurde als einer von 300 Freiwilligen für die Spiele im Centre Aquatique St. Denis und für die Finalspiele in La Défense ausgewählt. Viele Online Schulungen und Tests mussten im Voraus besucht werden, um anschliessend in ein Team eingeteilt zu werden. Ich wurde als einer von 7 Mitglieder im Omega Timing und Scoring Team eingesetzt. Von uns sieben waren jeweils drei im Einsatz, entweder in der Früh- oder Nachmittagsschicht. Die Aufgabe bestand das Scoreboard zu bedienen, also Tore und Ausschlüsse zu notieren, Mithilfe in der Statistik - Ein- und Auswechslung der Spieler - und eine Person war im Omega Zentrum für die Einspielung der Spieler auf dem Scoreboard nach Tor und Ausschluss und während den Pausen das Einspielen von Statistikwerten und Torschützen. Gesamthaft eine interessante Aufgabe nahe am Spiel und dem Kampfgericht.
Die Sicht hinter die Kulissen eines Grossanlasses hat mir aufgezeigt wie wichtig all die «Volontaires» sind und dass ohne sie kein Anlass durchzuführen wäre!
Mein Höhepunkt der JO Paris 2024 war eine Wasserballsession mit den drei im französischen Theater üblichen drei Stockschlägen als «VIP» Gast eröffnen zu dürfen. Ein unvergesslicher Moment, wie es aber auch die ganze Stimmung in jedem ausgebuchten Stadion oder in der gesamten Stadt Paris war!