Christian Schreiber, Swiss Championships Short Course 2021, Sursee (Photo by Roldy Cueto)

Es passiert nicht alle Tage, dass sich an Schweizermeisterschaften jemand in die Top 12 der Europäischen Alltime-Rankings hineinschwimmt. Aber wenn Noè Ponti ins Wasser springt, scheint plötzlich vieles, ja sogar alles möglich. Mit 1:51.57 pulverisierte er den Schweizerrekord über 200 Schmetterling von Jérémy Desplanches bereits im Vorlauf um 2,4 Sekunden. Plötzlich schauten Journalistinnen und Journalisten den Europarekord vom Ungarn Laszlo Cseh(1:49.00) nach. Am Nachmittag legte der Tessiner nach und verbesserte seinen Rekord auf 1:51.18. Mit dieser Leistung reiht er sich an neunter Stelle im aktuellen Weltranking ein.

Die 1500 Freistil der Herren präsentierte sich als Demonstration von jungen Freistilschwimmern auf dem Vormarsch. Vor allem war es ein ganz grosser Auftritt vom 19-jährigen Christian Schreiber vom Schwimmverein St. Gallen-Wittenbach. Er löschte mit 15:08.23 den ältesten Schweizerrekord aus den Geschichtsbüchern, den zuvor 20 Jahre lang Yves Platel von Genève Natation in 15:11.50 gehalten hatte. Gian-Luca Gartmann und Paul Niederberger lieferten sich ein Duell um Rang zwei mit dem besseren Ende für Niederberger.

Ein weiterer Landesrekord wurde verbessert vom 4x50 Meter Freistil-Quartett vom SC Uster Wallisellen. Mit 1:28.07 unterboten die Zürcher Oberländer ihren eigenen Rekord aus dem Jahre 2009 um 2 Hundertstelsekunden. Der SCUW schwamm in der Besetzung Thomas Hallock, Quirin Rusch, Fabian Kempf und Antonio Djakovic. Vorjahressieger Lausanne Natation holte Silber und die zweite Mannschaft aus Uster Wallisellen Bronze.

Gleich um 64 Hundertstelsekunden verbesserten die Schwimmerinnen von Genève Natation den alten Rekord vom SC Uster Wallisellen. Ihre Zeit von 1:41.21 wurde geschwommen von Sasha Touretski, Nina Kost, Alexandra Froissart und Malika Gobet.  Die Ehrenplätze wurden belegt von den Schwimmerinnen von Lausanne Natation und den Limmat Sharks Zürich. Etwas schade war, dass bei den spannenden Staffelrennen die stärksten Vereine nicht im gleichen Lauf aufeinandertrafen.

Über 200 Freistil doppelte Djakovic nach: Er gewann in neuer Meisterschaftsbestzeit von 1:43.60. Überraschenderweise konnte nicht wie erwartet Roman Mityukov mit dem jungen Champion aus Uster mithalten. Vielmehr war es Gabriel Jegher vom SK Bern, welcher geschickt auf Djakovics Nebenbahn mitsurfte und mit einer starken Bestzeit von 1:46.26 Silber gewann. Mityukov musste sich in 1:46.79 mit Bronze begnügen.

Antonio Djakovic, Sursee 2021 (Foto: Roldy Cueto)

Im spannenden Teenagerinnen-Rennen über 200 Freistil der Damen setzte sich erneut Vanna Djakovic in 2:02.68 vor ihrer Teamkollegin Kim Bachmann durch. Bachmann hatte noch im Vorlauf eine schnellere Zeit geschwommen, sie wurde aber im Final von links und rechts bedrängt, so auch von der drittplatzierten Aurélie Honsberger (CN Sion).

Fabian Kempf und Benjamin Pfeiffer lieferten sich ein Herzschlag-Finale über 100 Rücken. Nachdem sich auf der Sprintdistanz gestern der Tessiner Pfeiffer durchgesetzt hatte, konnte sich heute Fabian Kempf vom SC Uster Wallisellen erstmals einen Kurzbahn-Meistertitel sichern. Im faszinierenden Zweikampf fiel die Entscheidung dank der besseren Tauchphase von Kempf nach der letzten Wende. Die beiden Athleten arbeiten sich mit diesen Leistungen im Alltime-Ranking immer weiter nach vorne. Daniil Sokolovskiy (Limmat Sharks) folgte mit grossem Abstand auf dem dritten Rang.

Nina Kost holte über 100 Rücken zwar ihren dritten Titel an diesen Meisterschaften, verpasste jedoch die WM-Limite heute zum zweiten Mal um wenige Hundertstelsekunden. Malika Gobet aus Genf folgte in 1:00.50 vor Chiara Strickner aus Lausanne mit 1:00.77.

Eine ganz starke Leistung zeigte Titelverteidiger Maël Allegrini (Lausanne Natation) über die 50 Brust. Seine Siegerzeit von 26.96 bedeutet Platz 4 im Schweizer Alltime Ranking und nähert sich dem Landesrekord von Martin Schweizer bis auf 16 Hundertstelsekunden. Hinter ihm folgten Jolann Bovey (Uster Wallisellen) und Maurin Lampart (Basel) aufs Podest.

Im Brustsprint der Damen gab es keine Überraschung: Standesgemässer Sieg für Lisa Mamié (Zürich) in 30.90. Mit beträchtlichem Abstand dahinter schlugen Havana Cueto Cabrera (Vevey) und Sara Staudinger (Uster Wallisellen) mit jeweils persönlichen Bestzeiten von 31.67 bzw. 31.91 an.

Über 200 Schmetterling der Damen löste Julia Ullmann Titelverteidigerin Fanny Borer ab mit Bestzeit von 2:13.24. Die Schwimmerin von Genève Natation Borer gewann Silber vor Angelina Patt der Limmat Sharks Zürich.

Über 100 Lagen gewann Roman Mityukov seinen ersten Titel an dieser Meisterschaft, vor Maël Allegrini und Maurin Lampart.

Bei den Damen schnappte sich Nina Kost über 100 Lagen ihre vierte Goldmedaille und besitzt damit einen Einzeltitel mehr als Lisa Mamié, die sich in diesem Rennen mit Bronze begnügen musste. Zwischen die beiden Nationalmannschaftsschwimmerinnen schob sich Chiara Strickner.

Nina Kost, Sursee 2021 (Foto: Roldy Cueto)

Vor dem Finalabschnitt wurde der ehemalige Nationalmannschaftscaptain und Rekordhalter Yannick Käser gebührend vom Wettkampfsport verabschiedet.

Yannick Käser, Sursee 2021 (Foto: Roldy Cueto)