Vor etwas mehr als 2 Jahren holten sich Antonio Djakovic über 400 Freistil und Noè Ponti über 50 Schmetterling an einem denkwürdigen Nachmittag gleich zwei Junioren-EM-Titel. Während dies ein Beweis für aussergewöhnliche Fähigkeiten ist, konnte man damals noch nicht ahnen, dass sie zwei Jahre später auch auf höchstem Eliteniveau – am gleichen Nachmittag - ein Medaillendouble holen würden.
Antonio Djakovic hat seine Topform über 400 Freistil im Vorfeld der WM angedeutet, aber es handelte sich um einen WM-Final und nicht nur die Schweizer sind in Topform. Djakovic blieb bereits im Vorlauf unter der alten Landesrekordmarke über 400 Freistil von Dominik Meichtry, welche dieser am Weltcup in Berlin im Jahre 2009 aufgestellt hatte. Somit wurde der 19-jährige Schwimmer vom SC Uster Wallisellen ideal auf Bahn 3 aufgestellt, neben dem österreichischen Favoriten Felix Auböck. Djakovic versuchte auch im Final, ein kontrolliertes Rennen zu schwimmen, im Gegensatz zu den Olympischen Spielen, wo er aus einem langsameren Lauf heraus sehr schnell angehen musste. Hier schwamm der junge Schweizer die mit Abstand schnellste zweite Rennhälfte. Seine 1:47.83 sind beeindruckend, nachdem er mit 1:49.00 angegangen ist. Djakovic meinte nach seinem Rennen: «Ja, ich wollte die 400 Meter negativ schwimmen, das heisst, die zweite Rennhälfte schneller als die Erste. Nervös war ich nicht so, ich wollte einfach Schweizer Rekord schwimmen. Dass ich jetzt eine Medaille für die Schweiz geholt habe, ist für mich unfassbar, ich bin ohne Worte!» Im Geburtsjahr von Antonio Djakovic (2002) kam es das letzte Mal zu einem Schweizer Medaillengewinn durch die Tessinerin Flavia Rigamonti, damals über 800 Freistil.
Apropos Tessin: Noè Ponti vom Nuoto Sport Locarno wollte das Medaillengewinnen nicht seinem jüngeren Teamkollegen überlassen. Dabei setzte Ponti über die 200 Schmetterling eine ganz ähnliche Taktik ein wie Djakovic: Auch er lag lange nicht auf den vordersten Plätzen. Erst auf den letzten 25 Metern schob er sich noch auf die Medaillenränge. Schliesslich konnte nur der Italiener Alberto Razzetti Pontis Schlussspurt standhalten. Mit dem Anschlag verdrängte Ponti sogar noch den Weltrekordhalter Chad Le Clos auf den dritten Platz. Historisch hatten Schweizer Schwimmer*innen bisher 4 Bronzemedaillen gewonnen, Djakovic fügte eine weitere hinzu und Ponti sorgte damit für den ersten Vize-Weltmeistertitel.
Einen schönen Erfolg gab es auch für die 4x100 Freistil Männerstaffel. In der Besetzung Roman Mityukov, Antonio Djakovic, Thomas Hallock und Robin Yeboah pulverisierten sie den antiken Rekord von Novy, Bühler, Liechti und Gilgen um über 6 Sekunden auf 3:11.53 Sekunden. Das reichte im Final für den ausgezeichneten siebten Rang. Mityukov schwamm als Startschwimmer Bestzeit und näherte sich mit 47.67 Sekunden dem Rekord von Flori Lang bis auf 17 Hundertstelsekunden.
Die weiteren Schweizer Einsätze endeten im Vorlauf. Lisa Mamiés 30.75 Sekunden über 50 Brust bedeutete Saisonbestzeit, wenn auch ihre Bestzeit noch rund eine halbe Sekunde schneller ist. Nina Kost dürfte mit ihrer Zeit über 100 Rücken kaum zufrieden sein, ihre 59.76 Sekunden verfehlten den Einzug ins Halbfinale deutlich. Auch Maria Ugolkova kam bei ihrem ersten Rennen über 400 Lagen nicht über den Vorlauf hinaus, ebenso wie Roman Mityukov über 100 Rücken. Alle Athleten werden weitere Gelegenheiten haben, um ihre Bilanz zu verbessern.
Das grosse Potential und der beiden heutigen Medaillengewinner ist nicht zu übersehen. Das Selbstvertrauen der beiden jungen Männer ist ebenso gross wie das Vertrauen in ihr sportliches und familiäres Umfeld. Bisher hatten nur Remo Lütolf und Flavia Rigamonti Medaillen geholt an Kurzbahn-Weltmeisterschaften. An der WM-Austragung 1999 in Hongkong holten sich die damals 18-jährige Rigamonti und der 19-jährige Remo Lütolf ihre ersten Medaillen auf Weltniveau. Nun feiert die Schweiz eine einzigartige Erfolgswelle: An allen 5 internationalen Grossanlässen, die in diesem Jahr stattfanden, gab es Edelmetall für Swiss Aquatics, gewonnen von sechs verschiedenen Athletinnen und Athleten. An der EM in Budapest haben Lisa Mamié, Roman Mityukov und Jérémy Desplanches zugeschlagen, an den Olympischen Spiele brillierten Jérémy Desplanches und Noè Ponti, an der Kurzbahn-EM triumphierte Maria Ugolkova, bevor an der Kurzbahn-WM nun bereits am ersten Tag Djakovic und Ponti für Euphorie sorgten.
Programm Morgen:
- 4x50 Lagen Damen: Kost, Mamié, Touretski, Ugolkova
- 200 Freistil Herren: Antonio Djakovic
- 100 Delfin Herren: Noè Ponti
- 200 Delfin Damen: Maria Ugolkova
- 4x50 Freistil Mixed: Hallock, Mityukov, Kost, Touretski